Wie jedes Jahr wollten Basti und ich eigentlich auf die BuchBerlin. Doch dann entdeckte ich zufällig auf Instagram eine Ankündigung von Robert Corvus: Ein Fantasy-Lesefestival – und das direkt bei uns in Rosenheim! Rosenheim? Das ist ja gleich um die Ecke! Und Fantasy? Da bin ich sofort dabei, dachte ich mir. Also schnell auf die Website des Lokschuppens geklickt, um mehr Informationen zu bekommen.
Die Ankündigung klang schon vielversprechend: 21 Autoren, 14 davon Spiegel-Bestseller, lesen ein Wochenende lang in Rosenheim. Die Crème de la Crème der deutschen Fantasy-Literatur ist dabei, darunter Bernhard Hennen, Markus Heitz, Kai Meyer, Robert Corvus, Tommy Krappweis und viele mehr. Sogar Science-Fiction-Autoren wie Andreas Brandhorst und Timo Leibig! Es war klar: Da mussten wir hin. Und so kam es, dass wir uns gegen die BuchBerlin und für das Fantasy-Lesefestival entschieden haben – eine Entscheidung, die sich als absolut richtig herausstellte.
Am Freitagabend ging es bereits mit einem Hochkaräter los. Bernhard Hennen las aus seiner Elfenreihe im Ballhaus in Rosenheim. Eigentlich sollte auch noch Nina Blazon lesen, diese musste aber aus gesundheitlichen Gründen absagen.
Moderiert wurde er von der Inszenatorin des gesamten Festivals Dr. Jennifer Morscheiser. Die hat dieses Wahnsinns Projekt erst möglich gemacht und so viel Autoren nach Rosenheim gelockt. Sie ist die Projektleiterin der Heldinnen und Helden-Ausstellung im Lokschuppen in Rosenheim und hat bereits in Krähfeld viel für die fantastische Literatur getan.
Was den Abend besonders machte, war die Nähe zu den Autoren. Schon vor Beginn der Veranstaltung begegneten wir vor dem Ballhaus Akram el Bahay und Bernhard Hennen – ein kurzer Plausch, und ich konnte mir sogar ein Autogramm in meiner Ausgabe von Feuer der Finsterwacht sichern.Nach diesem bereits sehr gelungenen Abend gingen wir mit viel Vorfreude auf den nächsten Tag ins Bett.
Am Samstag starteten wir früh in den Tag, um rechtzeitig im Lokschuppen anzukommen und den Fantasy-Markt zu erkunden. Dort stellten Selfpublisher und kleine Verlage ihre Werke vor. Auch eine Buchhandlung war vertreten, die Fantasy-Bücher verkaufte – und das Beste: Robert Corvus war vor Ort und signierte fleißig. So konnte man direkt am Stand ein signiertes Exemplar ergattern.
Anschließend besuchten wir die Lesung von Timo Leibig und Dr. med. Saskia Schadow, die gemeinsam aus ihrem Buch Evolution lasen. Moderiert wurde die Veranstaltung von der großartigen Isa Theobald. Evolution ist ein packender Mystery-Medizin-Thriller, der die menschliche Evolution weiterspinnt.
Die Lesung war spannend, und auch die anschließende Diskussion über den Schreibprozess und die Zusammenarbeit der beiden Autoren war äußerst interessant. Diese Lesung fand in der sogenannten Black Box, die statt diese ist Teil des Stadtjugendrings und ist etwas versteckt auf der Rückseite des Lokschuppens. Die Lesungen verteilen sich am Samstag auf vier unterschiedliche Locations. Das Ballhaus, die Stadtbibliothek, das Inn Museum und die Black Box.
Nach der Lesung machten wir uns auf den Weg ins Ballhaus. Dort war gerade die Lesung von Andreas Brandhorst zu Ende gegangen. Wir sicherten uns die besten Plätze und kamen schnell ins Gespräch mit anderen Fantasy-Begeisterten. Ein Foto mit Andreas Brandhorst konnten wir auch noch ergattern.
Da Kai Meyer leider absagen musste, hatten sich vier Autoren und die Lokschuppenleiterin Dr. Jennifer Morscheiser ein alternatives Programm ausgedacht: Sie lasen aus Johann Wolfgang Goethes „Faust Der Tragödie Erster Teil“ in verteilten Rollen.
Die Performance von Jennifer Morscheiser, Bernhard Hennen, Kathi (die spontan mitmachte), Isa Theobald, Markus Heitz und Christian von Aster war unvergesslich. Sie sangen, machten lustige Bewegungen und brachten das Publikum zum Lachen. Es war unterhaltsam, kreativ und – am wichtigsten – jeder war „Kai Meyer“. Diese spontane Aktion zeigte einmal mehr den großartigen Zusammenhalt in der Fantasy-Szene.
Danach folgte eine Querschnitt durch die Werke des Großmeisters der Genrediversität der Phantastik Markus Heitz. Er beginnt mit einem Leseabschnitt aus „Die Legenden der Albae – DUNKLES ERBE“, danach geht es weiter mit einer sehr humorvollen Szene aus „Schnitzel Surprise“ und beendete wurde es mit einem bisher unveröffentlichten Textausschnitt aus „Das Böse vor deiner Tür“.
Dann eine Abendessen-Pause vor dem großen Highlight alle Autoren gemeinsam auf der Bühne. Naja, nicht ganz gemeinsam. Die Autoren kamen in vierer Gruppen auf die Bühne und haben über ein gemeinsames Thema gesprochen.
Die erste Gruppe bestand aus Tommy Krappweis, Sophia Krappweis, Isa Theobald und Tom Daut, die sich über die Medialisierung von Büchern unterhielten. Sie sprachen über Hörbücher, Filme und wie man ein Buch auf andere Medien übertragen kann.
In der zweiten Gruppe fanden sich Andreas Brandhorst, Sameena Jehanzeb, Robert Corvus und Timo Leibig zusammen. Ihr gemeinsamer Nenner war die Science-Fiction, und sie diskutierten, wie sich ihre Werke von klassischer Fantasy unterscheiden – oder auch nicht.
Die dritte Gruppe bestand aus Markus Heitz, Akram El-Bahay, Jenny-Mai Nuyen und Sam Feuerbach, die sich intensiv über das Thema Weltenbau austauschten. Dabei ging es auch um ihre Schreibstile und wie der Autorenberuf für sie funktioniert.
Die letzte Gruppe, bestehend aus Mira Valentin, Bernhard Hennen, Thilo Corzilius, Christian von Aster und Ju Honisch, sprach über das spannende Thema „Vom Schreiben leben“. Besonders interessant war, wie unterschiedlich die Ansätze zur Finanzierung ihrer Arbeit waren. Insgesamt ein toller Abend mit spannenden neuen Einblicken ins Autorenleben.
Nach einem sehr vollen Samstag mit vielen Highlights freuten wir uns schon auf den Sonntag.
Am Sonntagmorgen starteten wir den Tag mit einem Besuch der Heldinnen und Helden-Ausstellung im Lokschuppen, in dessen Rahmen auch das Lesefestival stattfand. Diese Ausstellung kann ich jedem wärmstens empfehlen, der einmal in Rosenheim oder Umgebung ist – besonders für Familien oder Schulklassen ist sie hervorragend aufbereitet und bietet eine spannende, pädagogisch wertvolle Erfahrung.
Die Lesungen am Sonntag fanden nur noch an zwei Locations statt: in der wunderschönen Stadtbibliothek und der Blackbox. Unsere erste Lesung führte uns zu Isa Theobald und ihrer Romanreihe Anouk, moderiert von Christian von Aster. Isa beeindruckte uns mit ihrem charmanten, witzigen Vortragsstil – ein echtes Highlight.
In der anschließenden Diskussion wurde das wichtige Thema der Wertschätzung in der Literaturszene angesprochen, insbesondere der harte Kampf von Selfpublishern, um gesehen zu werden.
Nach dieser inspirierenden Lesung gönnten wir uns eine kurze Pause und erkundeten die Stadtbibliothek. Auch das ist ein Tipp: Solltet ihr mal in Rosenheim sein und etwas Zeit haben, schaut dort vorbei und schmökert in den Büchern.
Unsere letzte Lesung des Tages war die von Robert Corvus, der aus seiner neuen Romanheftreihe Die Vagabunden las. Moderiert wurde die Veranstaltung von Bernhard Hennen. Die Vagabunden ist eine zwölfteilige Reihe, die nach der erfolgreichen Phileasson-Saga erscheint, diesmal jedoch in Form von Romanheften mit je 128 Seiten pro Band. Die Hefte sollen im Vier-Wochen-Takt veröffentlicht werden.
Mit diesem Projekt haucht Robert Corvus der lange totgeglaubten Tradition der Fantasy-Heftromane neues Leben ein. Nach der Lesung berichtete er ausführlich über diese andere Herangehensweise und seine Pläne.
Nach so vielen Lesungen waren wir schließlich etwas erschöpft und beschlossen, noch in der Stadt essen zu gehen. Während wir in der Fußgängerzone saßen und unser Essen bestellten, dachten wir schon an den Heimweg – leider mit einem unsignierten Buch von Theresa Hannig im Gepäck. Doch dann entdeckte ich plötzlich Isa Theobald, und neben ihr Theresa Hannig! Natürlich musste ich das Basti sofort mitteilen, der etwas enttäuscht war, kein Autogramm bekommen zu haben. Sofort sprang er auf, suchte hektisch sein Buch und einen Stift, und glücklicherweise schaffte er es, die beiden abzufangen, die gerade auf dem Weg zu Theresas Lesung waren. Strahlend kehrte er zurück – und wir konnten nun mit einem Koffer voller signierter Bücher die Heimreise antreten.
Und genau das macht dieses Festival so besonders: die Nähe und Spontanität der beteiligten Autoren. Oder um es mit den Worten von Jennifer Morscheiser zu sagen: „Es gab eine Voraussetzung, um hier eingeladen zu werden: Man muss nett sein.“ Und das haben wir während des gesamten Festivals gespürt – alle waren mit Herzblut und Leidenschaft dabei. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an alle, und wir hoffen auf eine Fortsetzung!